Antworten auf die wichtigsten Bürgerfragen zur Überschreitung des Inzidenzgrenzwertes im Landkreis Coburg

„Wir wollen aufdecken und nicht verdecken“

Landrat Sebastian Straubel, Martina Berger, organisatorische Leiterin des Gesundheitsamtes und Stephan Zingler, Geschäftsbereichsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung geben Antworten auf die am häufigsten gestellten Bürgerfragen der zurückliegenden Woche, in der der Landkreis Coburg den Inzidenz-Grenzwert überschritten hat:

Warum hat der Landkreis Coburg den Grenzwert bei der sogenannten 7-Tage-Inzidenz überschritten?

Martina Berger: Der Anstieg der COVID-19-Neuerkrankungen im Landkreis Coburg ist zurückzuführen auf infizierte Personen in Pflegeeinrichtungen, die wiederum in Zusammenhang mit Dialysebehandlungen stehen. Nach dem Auftreten dieser ersten Fälle hat das Gesundheitsamt sofort Maßnahmen ergriffen, um diese Infektionskette zu unterbrechen. Dazu zählen unter anderem Reihentestungen in den Pflegeeinrichtungen. Und wo viel getestet wird, da findet sich auch viel – wer nicht testet, der findet nichts.

Sebastian Straubel: Wir wollen aufdecken und nicht verdecken, wo das Virus gerade aktiv ist. Das hat natürlich zur Folge, dass wir auch Neuinfektionen öffentlich machen und dass damit der Inzidenzwert steigt. Es hat aber vor allem zur Folge, dass wir sehr schnell und sehr gezielt die geeigneten Maßnahmen ergreifen können, um eine weitere Ausbreitung einzudämmen.

Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um diese Infektionskette zu unterbrechen?

Stephan Zingler: Neben den Reihentestungen in allen Pflegeeinrichtungen in der Region Coburg, auch den bis dahin nicht betroffenen, hat das Landratsamt Coburg die Besuchsmöglichkeiten für alle ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen wieder stark eingeschränkt. Ausnahmen werden selbstverständlich für Angehörige von im Sterben liegenden Personen gemacht. Diese Maßnahmen zielen auf den Schutz der Bewohner, aber natürlich auch der Angehörigen ab. Auch die Dialysepatienten, die nicht in einer Pflegeeinrichtung wohnen, befinden sich in Quarantäne und werden durch das Gesundheitsamt betreut – sofern sie infiziert oder Kontaktpersonen sind. Die Patienten erhalten ihre Dialysebehandlung natürlich weiterhin. Die Dialyseeinrichtungen haben ihrerseits, gemeinsam mit dem Gesundheitsamt, sofort alle notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung einer Weiterverbreitung des SARS-CoV-2-Virus ergriffen.

Martina Berger: Ganz aktuell ist das Gesundheitsamt mit dem MDK in allen Pflegeheimen der Region unterwegs, um gemeinsam mit den Heimleitungen zu besprechen, was noch getan werden kann, um das Virus einzudämmen. Neben dieser Vor-Ort-Beratung werden auch in allen Einrichtungen Reihentestungen durchgeführt.

Gibt es weitere Einschränkungen für die allgemeine Bevölkerung?

Martina Berger: Einschneidend sind die Maßnahmen in erster Linie für die Bewohner der Pflegeeinrichtungen und deren Angehörige. Aber sie sind unerlässlich für die Eindämmung einer Weiterverbreitung des Virus.

Weitere Einschränkungen sind derzeit nicht notwendig, weil der Infektionsherd ganz klar identifiziert werden konnte und die Maßnahmen zum Unterbrechen dieser Infektionskette erfolgt sind. Wir haben die Situation in den Pflegeeinrichtungen im Blick, verfolgen die Neuinfektionen genau, um festzustellen, woher sie kommen und wie beziehungsweise wohin sich das Virus weiterverbreitet.

Sebastian Straubel: Es geht immer darum, mit Maß und Ziel zu handeln. Ein neuer „Lockdown“ unseres gesamten gesellschaftlichen Lebens wäre eine Reaktion ohne Maß und Ziel. Dass das Virus sich nicht weltweit von heute auf morgen verflüchtigen wird, ist jedem klar. Insofern ist es auch zukünftig nicht auszuschließen, dass es Neuinfektionen gibt – bei uns, wie auch anderswo und natürlich auch außerhalb von Einrichtungen. Unsere Aufgabe ist es, die Ursache der Entwicklung von Infektionen sehr genau im Blick zu behalten und frühzeitig zu identifizieren, welche Maßnahmen jeweils die richtigen sind, um dem Virus begegnen zu können.

Natürlich haben wir bereits verschiedene Szenarien durchgespielt, welche konkreten Maßnahmen bei Ausbrüchen, die auf andere Bereiche als Pflegeeinrichtungen zurückzuführen wären, jeweils ergriffen werden müssten, so dass wir im Fall eines Falles schnell reagieren können.

Stephan Zingler: Mögliche Maßnahmen könnten sein die Anordnung von Ausgangs- bzw. weitergehende Kontaktbeschränkungen und die Schließung von Bildungseinrichtungen, Gastronomie oder Einzelhandel. Über die Beschränkungen wird abhängig vom konkreten Infektionsgeschehen entschieden.

Was kann jeder Einzelne tun, um einen Beitrag zur Unterbrechung der Infektionskette zu leisten?

Sebastian Straubel: Gesund bleiben und alles dafür tun: Den Mindestabstand einhalten, Mund- und Nasenschutz trage, Acht geben auf die richtige Hust- und Niesetikette und wirklich überlegen, was unbedingt notwendig ist. Lieber etwas vorsichtiger sein und auf das ein oder andere verzichten, als sich selbst, die Familie und den Freundeskreis unnötig zu gefährden. Auch wenn man das Virus nicht sieht – es ist da und es ist auch nach wie vor gefährlich. Das sollte jedem bewusst sein – beim Einkaufen, im Biergarten, beim Bummel durch die Stadt. Es geht nicht um Panikmache, aber um Achtsamkeit: mit sich selbst und vor allem auch mit Blick auf die Mitmenschen.

Infokasten:

  • Jeder wird angehalten, die physischen Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren.
  • Wo immer möglich, ist ein Mindestabstand zwischen zwei Personen von 1,5 m einzuhalten.
  • Der Aufenthalt mehrerer Personen im öffentlichen wie im privaten Raum ist so zu gestalten, dass er höchstens den Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands, Ehegatten, Lebenspartner, Partner einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft, Verwandte in gerader Linie, Geschwister sowie Angehörige eines weiteren Hausstands umfasst.
  • Das Feiern und Grillen auf öffentlichen Plätzen und Anlagen ist unabhängig von den anwesenden Personen untersagt.
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